Heuss, Theodor

Heuss, Theodor
Heuss, Theodor
 
Am 12. September 1949 wählte die erste Bundesversammlung den Vorsitzenden der Freien Demokratischen Partei, Theodor Heuss, zum ersten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland. Am 31. Januar 1884 in Brackenheim geboren, studierte Heuss Kunstgeschichte und Volkswirtschaft und schloss sich nach dem Studium dem Kreis um Friedrich Naumann an, der ihn in seinen politischen und sozialen Ideen entscheidend prägte. Er war 1905-12 Schriftleiter der von Naumann herausgegebenen Zeitung »Die Hilfe« und 1912-18 der »Neckarzeitung«. 1920-24 war er Studienleiter und dann bis 1933 Dozent an der Hochschule für Politik in Berlin. 1924-28 und 1930-33 wirkte Heuss als Mitglied des Reichstags in der Deutschen Demokratischen Partei, der er 1918 beigetreten war. Mit seiner Fraktion stimmte er am 23. März 1933 widerstrebend dem Ermächtigungsgesetz zu. Während des Dritten Reiches musste er seine publizistisch-politische Tätigkeit einschränken.
 
Nach dem Zusammenbruch wurde Heuss 1945/46 der erste Kultusminister in Württemberg-Baden und war dort 1945-49 Mitglied des Landtages für die Demokratische Volkspartei. Er setzte sich nachdrücklich für die Vereinigung der liberalen Parteien der westlichen Besatzungszonen ein und erreichte dieses Ziel 1948 mit der Gründung der Freien Demokratischen Partei, deren Vorsitzender er im gleichen Jahr wurde. Im Parlamentarischen Rat arbeitete er maßgeblich am Grundgesetz mit. Das Grundgesetz weist dem Bundespräsidenten in deutlicher Abkehr von der Verfassung der Weimarer Republik lediglich repräsentative Aufgaben als Staatsoberhaupt zu. Heuss war es zu verdanken, dass dieses Amt in der Öffentlichkeit zu hohem Ansehen gelangt ist. Heuss knüpfte bewusst an die demokratischen, geistigen und politischen Traditionen an, die die nationalsozialistische Herrschaft unterbrochen hatte. Das Schwergewicht seines innenpolitischen Wirkens legte er auf den Ausgleich der politischen Gegensätze. Seine Staatsbesuche trugen wesentlich zum wachsenden Ansehen der Bundesrepublik Deutschland im Ausland bei. Theodor Heuss wurde 1954 von der Bundesversammlung eindeutig in seinem Amt bestätigt. Eine dritte Amtszeit, für die das Grundgesetz hätte geändert werden müssen und die ihm 1959 angetragen worden war, lehnte er ab. 1959 wurde Theodor Heuss mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Er starb am 12. Dezember 1963 in Stuttgart.

Universal-Lexikon. 2012.

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